Manchmal träumt mir, ich träume mich, während ich träume.
Und dann schweben wir Drei körperlos und ganz leicht
über ruhenden Wassern, erschließen uns Räume,
die im Wachsein wir hätten wohl niemals erreicht.
Wie es plötzlich da strömt zwischen unseren Lippen,
und wie Lethe, weiß schäumend, heiß aus uns da schießt
und mit ernsthafter Lust über labiale Klippen
sich tief in die ruhenden Wasser ergießt!
Wie im Dämmerschein dann eines morbiden Lichts
eine hölzerne Barke aufs Wasser sich legt
und der greise Herr Charon, ganz wie aus dem Nichts,
dieses Boot ohne jegliche Regung bewegt!
Sieh, da geistert die Barke des Fährmanns heran,
wie es Hades ihm Vortags wohl hat noch befohlen!
Schau, er geht nicht und schwebt nicht und kommt doch voran!
Meint ganz sicher, er müsse uns Drei sich heut holen!
Ach, Poseidon, wo bist du? Hera, hör unser Flehen!
Sprecht mit Hades geschwind, euerm göttlichen Bruder!
Dieser Traum in nem Traum in nem Traum muss vergehen!
Götter helft uns! Und stoppt diese tödlichen Ruder!
Und da öffnet der Himmel die göttlichen Weiten
und ein Einsatzkommando fällt schwebend herab.
An Athenes bebrüsteten Schirmen, da gleiten
Ares Mannen zur Rettung – und schließen das Grab.
Und mit Grausen schreck ich aus dem dreifachen Traum!
Schweißgebadet entsteig ich dem närrischen See
meiner Laken. Und bete (was sonst tu ich kaum)
zu den Göttern hoch droben: Ich bitte! Ich fleh!
Lasst in solche Träume mich nicht mehr versinken,
in denen ich träume, ich träume! – Und dann:
Erspart mir die Wasser! Ich könnte ertrinken!
Bin Fisch nicht, bin Frau nicht! Ich bin nur ein Mann!
© JMB – 22032012
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Zu diesem Gedicht wurde ich inspiriert durch
dieses wunderbare Bild von Kerstin Kuntze.
Danke, dass ich es hier verwenden darf.
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Links zu Kerstin Kuntze: siehe hier