SURREALES FRÜHLINGSDUELL

Wie heute leuchtendgelb der Ginster

steht mit der Sonne im Duell.

Am Boden zwischen beiden – finster –

liegt, scharf gezeichnet, Schatten. Schnell

hebt Ginster seine gelben Lider,

ein Aug der Sonne flirrend zuckt.

Der Schatten schiebt die grauen Glieder

zur Seite und ein Vöglein spuckt,

von hochgespannter Leitung droben,

als Startsignal rektal nach unten,

worauf erbost im Staube toben

die Ameisen, die frühlingsbunten.

 

Der Schusszweig jetzt des Ginsters sinkt,

bereit mit Pollen loszuschießen,

dieweil der Ball der Sonne blinkt

so sehr, dass Regenwürmer niesen,

was nun den Schatten irritiert,

so sehr, dass er klatscht an die Wand

und mit ner Steinlaus sich liiert.

Was niemand sah, die Ginsterhand

hat in dem grellen Gegenlicht

ein Pollenmeer wohl abgeschossen.

Zum Glück geschah ‘s hier im Gedicht!

Weshalb die Sonne hat beschlossen:

 

Ich bin viel klüger und viel älter

als so ein frühlingsgelber Ginster.

Ich geb klein bei. – Da wurd ‘s erst kälter,

und nach und nach wurd es auch finster.

Wodurch auch Ginsters Leuchten starb.

Und so verlor sich rasend schnell

der Wettkampfgrund, den man erwarb

aus Neid, als es war frühlingshell.

Nur unser Vogel in der Höhe

hielt nichts vom surrealen Reim.

Die Pollen juckten ihn wie Flöhe.

Er nieste laut. Dann flog er heim.

 

© JMB – 20032012

 

 

 

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