Es war einmal zur Winterszeit,
Als manche Flüsse waren Eis
Und Menschen kamen gar von weit,
Um darauf lustvoll, laut und leis,
Mit Schlittschuhen zu laufen,
Als er und sie, mit warmem Schal,
Zu später Stund, bei Mondenlicht,
Betraten zweisam den Kanal,
Voll Hoffen, dass das Eis nicht bricht,
Ihr junges Glück zu taufen.
Sie zogen Ringe, denen gleich,
Die an den Fingern steckten blank,
Und merkten nicht, ob’s Eis wohl weich,
So sehr war’n sie an Liebe krank
Und Herz in Herz versunken.
Und als sie wollt ein wenig ruh’n,
Vom frohen Gleiten etwas müd‘,
Wusst er sogleich, was hier zu tun,
Und sah sich um von Nord nach Süd‘.
Da stand, vierfach ertrunken
Mit künstlich‘ Beinen, uferfern,
Ein roter Stuhl im frierend Nass,
Im Licht von Mond und auch von Stern.
Und da sie schon ein wenig blass,
Glitten sie schnell hinüber.
Dann nahm auf rotem Thron sie Platz
Und er sank vor ihr auf die Knie
Und säuselte „Geliebter Schatz!“
„Mein starker Held!“ flötete sie.
Das Mondlicht wurde trüber.
Ein Wolkenmeer zog übers Land.
Das Knacken überhörten sie.
Mit einem Schläger in der Hand
Glitt leise die Misanthropie
Auf messerscharfen Kufen
Zum süßhölzernen Liebespaar.
Ihr aller Blut kochte gar heiß.
Der Schläger schlug, wie ein Barbar,
Auf Schädeldecken und auf Eis.
Das bluterstickte Rufen
Um Hilfe drang kaum in die Nacht.
Der Schläger kannte keine Gnad‘.
Misanthropie hat hier entfacht
Ein grauenvolles, blutig Bad.
So starben beide. Er. Sie.
Durchs heiße Blut zerschmolz das Eis.
Sie sanken tief, bis auf den Grund.
Dann schloss mit Blut das Eis sich leis.
Und Stuhl und Schläger, seit der Stund,
Verkünden rot: No mercy!
© JMB – 14022012
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Zu diesem Gedicht wurde ich inspiriert durch
dieses wunderbare Bild von Kerstin Kuntze.
Danke, dass ich es hier verwenden darf.
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Weitere wunderschöne Fotografien von Kerstin Kuntze
zum Beispiel in ihrem Blog "kkuntze"
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