KUGELMENSCHEN

Einst gab es der Geschlechter drei:

Mann-Frau, Frau-Frau und auch Mann-Mann.

Zeus wollt dies so. Er sprach: Es sei!

Und schon fing ‘s mit der Hybris an.

 

Zwei Köpfe, Arm und Bein je vier,

und herrlich rund im Körperbau.

Was wollt dem Menschen da das Tier?

Er unterwarf dies mit Radau.

 

Und da der Mensch nun schon dabei

war, ging er unter Größenwahn,

denn, ja, er fühlte stark und frei

sich, selbst den Götterhimmel an.

 

Da schnitt Gottvater Zeus die Brut

zur Strafe in der Mitt‘ entzwei.

Und als verraucht war seine Wut,

gab’s der Geschlechter nur noch zwei.

 

Apollon drehte dann den Schnabel

nebst Kopf um hundertachtzig Grad,

verschloss den Schnitt – es blieb der Nabel –

und fertig war das Resultat.

 

Fortan, belegt mit diesem Fluche,

nur halb zu sein in dieser Welt,

begab der Mensch sich auf die Suche

nach dem, was sich zu ihm gesellt,

 

nach dem, was erst ihn macht zum Ganzen,

was einst Herr Zeus ihm schneidend nahm,

was er auch braucht zum Tangotanzen,

sei es der Herr, sei es die Dam‘.

 

Doch weil der Mensch nicht weiß, von wem er

einst wurd getrennt, probiert er aus.

Das macht viel Spaß. Doch angenehmer

wird’s, findet er am End heraus,

 

wer seine Hälfte ist für ‘s Leben.

Mit der kann tiefe Freundschaft sein,

kann es die große Liebe geben.

Mit der ist er nie mehr allein.

 

© JMB – 08032012

 

 

 

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