DUNG

Werde ich alt?

Es heißt, wenn in dir Erinnerung hallt

und dein Langzeitgedächtnis –

dein eigenes Vermächtnis

an dich – sich reaktiviert,

dann habe das mit dem Altern zu tun.

Je nun!

 

Ich ging heute Morgen durch mein Geviert

und durfte an zwei Häuserecken

zwei alte Düfte neu entdecken.

Der erste war der von heißem Asphalt,

der mir sogleich mit sanfter Gewalt

jene Kindheitstage präsentierte,

als man noch Äcker und Wege planierte,

damit Heimat entstünde daraus.

Der zweite floss aus ner Halle heraus.

Es roch ganz, wie damals zu Ausbildungszeiten,

als Sägeblätter Bleche entweihten

und ein Bohrer, in heiß gewordenen Ölen,

unter Nölen und Grölen,

sich in Eisen fraß.

Dieses Erinnern, das saß!

 

Doch ist’s wirklich dem Altern zuzuschreiben?

Vielleicht resultiert es ja auch aus dem Treiben

von manchen Menschen mit meiner Person?

Vor über 30 Jahr‘n hab ich schon

auf der letzten Seite vom Tagebuch,

das stürmend und drängend, voll heißer Lieb‘

ich damals sehr selbstanalytisch schrieb,

meine Sensibilität … deklariert als Fluch!

 

Hat nun ein Zuviel

an verletztem Gefühl

meinen darum ersonnenen Panzer durchbrochen?

Habe ich heute Morgen deswegen gerochen,

was so lange ich nicht mehr wahrgenommen?

War die Eignung dafür mir abhanden gekommen?

Hatte ich meine Fähigkeit vielleicht verloren

mit allen Sinnen, mit Augen und Ohren,

vor allem aber mit meinem Herzen,

sei ‘s nun mit Freuden, sei es mit Schmerzen,

alles bedingungslos wahrzunehmen?

Und nun ist dies Können mir wieder geschenkt?

Weil ihr mich zu viel und zu oft habt gekränkt?

Spielt weiter dann! Gebt mir volles Maß!

Ich werd euch nicht mehr verfemen!

Denn so macht das Leben wieder Spaß!

 

Ich werd noch nicht alt, ich bin noch sehr jung!

Eure kranken Herzen seien fortan mir Dung!

 

© JMB – 223022012

 

 

 

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