DU KANNST MICH MAL --- IM KONJUNKTIV

Ist es denn nicht immer wieder faszinierend? Da arbeitet eine ganze Meute Mensch unter einem Dach. Irgendeiner gibt Geld. Irgendeine sagt, wo’s lang geht. Und alle ziehen, angeblich, an einem Ende vom Strick, an dem man sich, wenn man an mehr als einem Ende zieht, aufhängen kann. Die einen tun dabei, was sie tun, wenn sie’s denn tun, so. Die anderen - eben so. Dabei will keiner werten. Doch sollte man. Wegen derer, für die man’s tut. Was man tut. Oder eben auch nicht. Aber dies sei für den Moment dahin gestellt.

 

 

 

Jedenfalls, und wer kennt dies nicht, gibt es unter jedem dieser Dächer eines ganz bestimmt nicht: Die Gleichbehandlung aller Beteiligter. Kein Wunder, man befindet sich eben immer und immer wieder auf George Orwells Farm der Tiere. Und da gilt nun einmal: Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher. Zwar heißt es, wir seien zum Glück ja keine Tiere, sondern Menschen und könnten uns also auf unser Grundgesetz setzen. Doch bleiben wir dort dann auch sitzen. Denn Gesetz ist Gesetz. Gesetzt, es interessiert noch jemanden. Doch auch dies sei für den Moment dahin gesetzt. Ich meine: gestellt.

 

 

Da sind nun also diese Beteiligten. Und jeder tut etwas. Unterm und auch draußen vor dem Dach. Dies vor allem. Denn man muss ja auch von etwas leben. Unterm Dach wird das draußen Getane von denen, die Geld und Richtung vorgeben für den Strick, gerne werbetechnisch fürs Eigene verwendet. Selbstverständlich mit Prioritäten. Die stets mit dem eigenen Faible zusammenfallen. Das heißt, vor allem mit dem Faible fürs Geldes des Geldgebenden. Da kann draußen vor dem Dach getan werden, was will, es kann sogar, hört, hört, Qualität haben. Wenn es aber nicht mit besagtem Faible konform geht, ist es eben etwas weniger gleich im Ansehen als das faiblekonform Getane, selbst wenn dieses weniger gut wäre. Im Konjunktiv. Versteht sich.

 

 

Das trifft selbstverständlich auch auf das richtungsgebende Faible zu. Ursprünglich vielleicht noch mit einer starken Affinität zu einem ganz anderen Faible versehen, hat es seine Selbständigkeit, das Faible im Allgemeinen betreffend, ja längst ans Geld des Geldgebenden verkauft, um beim eigenen Faible - nicht mehr dem Ursprünglichen, versteht sich - mit dem maßgeblichen Faible konform zu gehen, damit es auch weiterhin die Richtung unterm Dach vorgeben darf. Jeder Geldbeutel ist sich nun mal selbst der nächste. Das ist nicht neu. Und gut.

 

 

Und so findet schließlich, ungeachtet jeglicher Qualitäten, nur geldkonform Draußengetanes eine Beachtung unterm geldhungrigen Dach. Denn auch hier, vor allem wo gegeben wird, sei es Geld, sei es Richtung, will man satt werden. Allein, man merkt nicht, dass hier der Magen ein Loch hat. Was sag ich: Ein Loch ist. Aber wenigstens ist man sich in einem einig, wie sich das für eine exzellent funktionierende Farmgemeinschaft unter einem Dach nun mal gehört: Geld. Macht. Glücklich. Und so singen sie unaufhörlich frohe Lieder, Tag für Tag und auf und nieder.

 

 

Also. Wo sind wir denn nun? Worum geht es? Da ist eine Meute, vielleicht eine Wolfsmeute, vielleicht auch Affen oder Ochsen oder Schweine oder Haie. Ist nicht so wichtig. Richtig aber ist, die arbeiten, so sie denn arbeiten, unter einem Dach. Und natürlich auch Draußen. Dies vor allem. Wegen des Hungers. Doch der spielt unterm Dach nur dann eine Rolle, will heißen: wird nur dann wahrgenommen, wenn es dem Rudelführer passt. Und zwar in den eigenen Kram. Oder besser: In die eigene Tasche. Oder noch besser: Börse. Denn nur darum geht es. Um die Böse. Äh, Börse. Damit der Teufel stets auf denselben Haufen scheißen kann. Weit und gut.

 

 

Aber sobald die Meute sich mal wieder ums Lagerfeuer zusammenfindet, hungrig, weil sie sich lange nicht mehr satt gegessen hat, darf man sicher sein, dass der gesättigte Rudelführer neues Klagegeheul anstimmen wird. Dass benannter Haufen noch nicht groß genug sei. Und dass die Meute sich gefälligst für diesen aus dem Fenster lehnen soll. Oder besser durch den Aborterker. Und zwar invers. Sonst müsse man die Meute - die sich ihr Druntersein ohne das Draußensein gar nicht leisten kann - reduzieren. Auf die natürlich, die dem Ansehn des ansehnlichen Haufens mit ihrem Draußentun zuträglich sind. Auf die natürlich, die natürlich gar nicht zugegen sind, da sie Anwesenheit gar nicht nötig mehr haben. Denn ihre Position am Erker ist ja gesichert. Die Restmeute aber, auf die man, im Konjunktiv, verzichten könnte, da sie einem dem Rudelführer nur wenig oder gar nicht zuträglichen Draußentun frönt, die jedoch ist anwesend und denkt sich:

 

 

Du kannst mich mal.

 

 

Wenn du … Nehmen wir mal ein völlig abstruses Beispiel, denn unter Künstlern gibt es so etwas natürlich nie und nimmer, Künstler sind allesamt arme Schweine und es geht ihnen selbstverständlich und immer nur und nur um die Kunst und niemals um Geld … Wenn du dich nur für - sagen wir mal - Musiker, sowie für jeden Pups, den diese draußen erklingen lassen, interessierst, weil dies nun mal dein Faible ist und diese deinen Haufen ja auch so schön und harmonisch zum Klingen bringen, selbst wenn er noch so atonal stinkt; wenn dies so ist, dann erwarte bitte nicht von den - sagen wir jetzt mal - Schauspielern, dass sie dir deinen Pot de chambre mit Früchten ihrer Kunst anreichern. Denn selbst wenn sie sich den Arsch aufreißen, was sie selbstverständlich Tag für Tag tun … Da es dich ja ureigentlich nicht interessiert, geht dich das, was dabei am Ende herauskommt, auch nichts mehr an. Diese Früchte sind für dich verboten. Liegen in der Auslage eines anderen Paradieses. Selbst wenn sie dir, schau an, schau an, auch und tatsächlich zum Vorteil gereichen und dich bereichern könnten. Diese Künstler behalten ihren Scheiß und ihre Kunst und ihre Ideen und all ihre Früchte dann einfach ganz für sich, konzentrieren sich fortan lieber aufs draußen vor dem Dach und scheißen auf deinen Haufen.