Kurt Tucholsky

Teil 1 - der mit Schizophrenie endet

Am 9. Januar 1890 erschlüpfte  Kurt Tucholsky in Berlin-Moabit das Kerzenlicht der Welt. Sein Vater war damals fünfunddreißigjährig und Kaufmann als auch Bankdirektor, seine Mutter war Mutter und Mutter als auch neunundzwanzig.


Am 1. November 1905 starben, gerade mal halb so alt, wie manche leider werden, im Abstand von nur wenigen Augenblicken der Bankdirektor Alex Tucholsky und der Kaufmannsvater von Kurt. Über den Verbleib des Ehemanns der Doris konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Und jedes Munkeln im Dunkeln blieb unverständlich, weil man ja nichts sah.


Etwa zwei Jahre später verfasste Kurt gute „Vorsätze“ im und als „Ulk“, doch so anonym, dass er selbst davon nichts mitbekam, weshalb er nochmals zwei Jahre später ein Jura-Studium begann. Jura, ein Kanton in der Schweiz, klingt mehrstimmig und zeitlich versetzt, so dass Kurt letztendlich seine Desertation verpasste, da damals die Uhren anders tickten als.


Am 15. November 1912 erschien dann „Rheinsberg“. Schlagartig bevölkerten etwa 8000 Leutchen die brandenburgische Stadt. Und mit seinem gleichnamigen „Bilderbuch für Verliebte“ wurde Herr Tucholsky einer noch größeren Öffentlichkeit bekannt.


Im Jahr drauf, just an seinem 23. Geburtstag, begann seine Arbeit an der „Schaubühne“. Obwohl das gar nicht sein kann, denn die Schaubühne wurde erst zu meiner Geburt im Jahre 1962 gegründet. Und das ist auch gut so, denn dadurch wurde Herr Tucholsky auch nicht Schauspieler, sondern blieb seinen Leisten treu und wurde Schumacher, fünf Jahre jünger und über seinen eigenen Tod hinaus Parteivorsitzender der SPD …


Entschuldigen Sie bitte vielmals. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Wissen nichts mit Intelligenz zu tun hat. Man muss auch wissen, was man mit dem Wissen richtigerweise anfängt, nicht? Also nochmal:


Im Jahr drauf, just an seinem 23. Geburtstag, begann seine Arbeit für die „Schaubühne“, einer Theaterzeitschrift, die im Jahr 1905 von Siegfried Jacobsohn gegründet worden war und 1918 zu „Weltbühne“ umbenannt wurde. Weil dies alles für den Herrn Tucholsky wohl gleichermaßen verwirrend war, schrieb er von dieser Zeit an mal unter dem Namen Kurt Tucholsky, mal unter den Namen Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser, Theobald Tiger und Paulchen … Halt! Falsch! … P E T E R  Panter.


„Aus dem Dunkel sind diese Pseudonyme aufgetaucht, als Spiel gedacht, als Spiel erfunden. Denn eine kleine Wochenschrift mag nicht viermal denselben Mann in einer Nummer haben, und so erstanden, zum Spaß, diese homunculi. Sie sahen sich gedruckt, noch purzelten sie alle durcheinander; schon setzten sie sich zurecht, wurden sicherer; sehr sicher, kühn – da führten sie ihr eigenes Dasein. Pseudonyme sind wie kleine Menschen; es ist gefährlich, Namen zu erfinden, sich für jemand anders auszugeben, Namen anzulegen – ein Name lebt. Und was als Spielerei begonnen, endete als heitere Schizophrenie.“